Atlantics Review

Der genreübergreifende Erstlingsfilm des französischen Regisseurs Mati Diop handelt von der Migrantenkrise und dem prägenden Einfluss der ersten Liebe. Was als ein Stück sozialer Realismus beginnt, verwandelt sich in einen Krimi und endet als eine Geschichte übernatürlicher Gerechtigkeit.

Die Teenager Souleiman (Traoré) und Ada (Sana) lieben sich, doch Ada soll mit Omar (Babacar Sylla) verheiratet werden, dessen größter Charme darin besteht, dass er reich ist. Souleiman und Ada treffen sich heimlich im örtlichen Nachtclub. Unmittelbar nach seiner Entscheidung, zur See zu fahren, hat Souleiman eine Chance, Ada zu sichten. Sie starren sich von gegenüberliegenden Seiten der Straße an und fangen einander zwischen großen vorbeifahrenden Fahrzeugen auf. Er möchte bleiben, aber sie will unbedingt nach Hause – ohne zu wissen, dass er weg sein wird, wenn sie sich später auf den Weg macht, um ihn zu treffen. Diop vermittelt in dieser Eröffnungssequenz einen Eindruck von Liebe, der so sengend romantisch ist, dass er einen plausiblen Motor für den Rest des Films in all seiner gestaltverändernden Pracht bildet.
Eine kriminelle Tat in Adas Hochzeitsnacht zieht die Beteiligung eines Polizisten nach sich, der auch Beschwerden des Bauunternehmers nachgeht, dass eine Gruppe von Mädchen in sein Grundstück eingebrochen ist. Übernatürliche Elemente werden sachlich gefüttert, wobei Diop sie als Instrumente der göttlichen Gerechtigkeit nutzt, anstatt ein Horrorspektakel zu schaffen. Währenddessen glaubt Ada, dass Souleiman noch lebt, obwohl die Männer auf See vermisst werden. Der Atlantische Ozean wird hypnotisch von der Kamerafrau Claire Mathon gefilmt, er funkelt wie ein Meer aus Diamanten, hypnotisierend und wunderschön. Dennoch ist es ein Massenfriedhof.
Fatima Al Qadiris betörende Partitur arbeitet mit diesen Bildern, um eine gesteigerte Atmosphäre zu schaffen, und es wird viel Druck auf den Höhepunkt des Films ausgeübt, um seine vielfältigen Schwerpunkte zu synthetisieren. Obwohl süß – im Gegensatz zu der bereits in Bewegung befindlichen Atmosphäre – ist dieses Ende gedämpft. Dennoch ist Diops Verwendung von Genres so auffallend originell, dass dies kaum eine Rolle spielt.
In dieser eindringlichen sozialen Klage schafft Mati Diop Verschiebungen vom sozialen Realismus zur Genremystik mit einer Haltung, die so übernatürlich ist wie die Kraft, die ihre jungen Liebhaber überwältigt.