Schauen Sie niemals weg Rezension

12 Jahre ist es her seit Florian Henckel von Donnersmarck Das Leben der Anderen wurde bei den Oscars als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Nach einer vergessenen Liebelei mit Hollywood mit Johnny Depp-Angelina Jolie geht es schief Der Tourist , er ist zurück mit Schau niemals weg, ein weitläufiger, drei Jahrzehnte langer, dreistündiger epischer Überblick über die moderne deutsche Kunstgeschichte, fiktionalisiert aus dem Leben des fotorealistischen Malers Gerhard Richter. Es ist gut gespielt und intermittierend fesselnd, findet aber nie den schraubstockartigen Griff von Henckel von Donnersmarcks Visitenkarte.
Mit Richter hier fiktionalisiert als Kurt Barnert (Tom Schilling, der einen jungen Christopher Nolan spielen könnte), Schau niemals weg zeichnet die Reise eines jungen Künstlers durch ost- und westdeutsche Kunstbewegungen nach, gequält von seinen Erfahrungen während der Nazizeit, vor allem der staatlich angeordneten Ermordung seines schizophrenen Vormunds. Nach Kriegsende arbeitet Barnett als Schildermaler, bevor er sich an der Dresdner Kunsthochschule einschreibt, und gerät in das kommunistische Kunstethos, das ebenso streng dogmatisch ist wie das der Nazis. Kurt trifft sich mit der Modestudentin Ellie (Paula Beer), die eine finstere Verbindung zu Kurts Vergangenheit hat. Das Paar heiratet und Kurt wird an der fortschrittlichen Düsseldorfer Kunstakademie aufgenommen. In diesen Kunstschulsequenzen kommt der Film auf seine Kosten, hat Spaß auf Kosten des pompösen Anspruchs der Avantgarde und ist gleichzeitig stark darauf bedacht, das Können, den Aufwand und die Details des künstlerischen Schaffens einzufangen.
Gedreht vom legendären Kameramann Caleb Deschanel, Schau niemals weg ist hinreißend anzusehen (alles elegante Rahmen und honigsüße Töne) und anzuhören (mit Wärme und Sensibilität von Max Richter bewertet). Doch der beeindruckende Stil steht im Widerspruch zu dem künstlerischen Tumult, den er darstellt, und der Film hat wenig über die Wirren der deutschen Nachkriegskunst zu sagen. An anderer Stelle fühlt sich das Drama in Abschnitten, die Kurts und Ellies Beziehung betreffen, melodramatisch an und findet trotz der Anwesenheit des charismatischen Schilling nicht wirklich Komplexität und Nuancen in Kurts psychologischem Zustand.
Auch wenn Never Look Away nicht The Lives Of Others ist, ist es doch eine Stufe besser als The Tourist. Eine stark gearbeitete, anspruchsvolle, gelegentlich fesselnde Analyse einer faszinierenden Periode deutscher Kultur, sie ist vielleicht zu mittelmäßig und weit gefasst für ihr eigenes Wohl.